Die Minipille

Klein aber oho-ne Östrogen

Spoilerwarnung: Du landest mit Deinem Traumtyp in der Kiste.

Die Story: Du hast bald ein Date mit deinem Traummann. Er sieht aus wie Timothée Chalamet und bei seiner Stimme schmilzt Du dahin wie ein Schneemann auf dem Wüstenplaneten. Also stiefelst du los zu deiner Frauenärztin, schwärmst ihr von dem Typ vor und sagst, du brauchst jetzt die Pille. Und da sagt dir deine (offensichtlich neidische) Gynäkologin: „Sorry, Sie haben Migräne mit Aura, da kann ich Ihnen keine Pille geben. Aber von Ihnen bräuchte ich noch die Krankenkassenkarte und die Handynummer von Timothée.“ Musst du dein Date absagen? Nein, denn zum Glück gibt es für Frauen, die die normale Pille nicht nehmen dürfen, die Minipille!

Im Vergleich zur klassischen Pille (die manchmal auch Mikropille genannt) fehlt der Minipille das Östrogen. Da aber Östrogen der „risikoreiche“ Bestandteil der „normalen“ Pille ist, der für die gefährlichen Nebenwirkungen wie Thrombosen, Schlaganfälle und Embolien verantwortlich ist, gibt es diese bei der Minipille praktisch nicht. Umgekehrt sorgt das Östrogen bei der normalen Pille dafür, dass weniger Blutungsstörungen auftreten, so dass im Gegenzug bei der Minipille mehr Frauen Zwischenblutungen bekommen.

Frau muss unterscheiden zwischen der traditionellen Minipille, die den Eisprung nicht zuverlässig hemmt (in Deutschland nur das Präparat 28 mini mit 0,03 mg Levonorgestrel) und neueren Minipillen, die die Ovulation sicher hemmen (0,075mg Desogestrel (z.B. Pillen Jubrele, Cerazette, Chalant, Solgest, Simonette Desirett, Evakadin und viele andere) und seit 2021 4 mg Drospirinon (Slinda)).

Wie wirkt die Minipille?

Die Minipillen enthalten nur jeweils ein Gestagen.

In niedriger Dosierung (bei der Minipille 28 mini mit 0,03 mg Levonorgestrel) verändert das Gestagen den Zervixschleim so, dass die Spermien diesen nicht durchdringen können. Damit diese Verhütung sicher funktioniert, muss die Pille extrem regelmäßig eingenommen werden (Zeitfenster von maximal drei Stunden).

In höherer Dosierung (praktisch alle anderen in Deutschland erhältlichen Minipillen, insbesondere mit Desogestrel) erfolgt meistens zusätzlich auch eine Hemmung des Eisprungs; mit diesen Präparaten ist die Verhütung sicherer.

Beide Präparate werden ohne Pause täglich eingenommen, deswegen enthalten die auch die Monatspackung nicht nur 21 Tabletten wie bei der normalen Pille, sondern 28 Minipillen. (Ausnahme: Slinda mit 24 Tabletten und 4 Placebos, und für alle anderen gilt:) Es gibt keine Pillenpause!

Für wen ist die Minipille geeignet und für wen nicht?

Die Minipille ist insbesondere für Frauen geeignet, die wegen ihres erhöhten Risikos für z.B. Thrombosen die normale Pille nicht nehmen dürfen, das sind unter anderem Raucherinnen, übergewichtige Frauen, Frauen mit Diabetes oder Bluthochdruck. Die Minipille ist auch gut für stillende Mütter geeignet.

Sie ist eher ungeeignet für Frauen, die die Pille nicht zuverlässig einnehmen können. Insbesondere die traditionelle Minipille (28 mini) muss extrem pünktlich eingenommen werden. Für Frauen mit Zyklusstörungen und für Frauen mit Essstörungen ist sie auch nur bedingt geeignet.

Sicherheit, Vor- und Nachteile der Minipille

Vorteile:
Die Minipille hat kein erhöhtes Risiko für gefährliche Gefäßverschlüsse im Vergleich zur klassischen Pille. Auch ungefährliche Nebeneffekte der Östrogeneinnahme wie Brustspannen und Libidoverlust treten seltener auf im Vergleich zur Pille. Sie hat nahezu keinen Effekt auf die Milchbildung, deswegen ist sie für Stillende anwendbar.

Nachteile:
Insbesondere die traditionelle Minipille muss extrem pünktlich eingenommen werden. Die Hauptnebenwirkung sind Zwischenblutung und Zyklusunregelmäßigkeiten.

Sicherheit:
Der Pearl-Index der Minipille liegt ähnlich wie bei der Pille zwischen 0.1 und 3 Schwangerschaften pro 100 Frauen und Jahr. Je jünger und unerfahrener die Anwenderin ist, desto weniger Schutz bietet die Minipille. Wichtig ist aber, dass die modernen Minipillen (Desogestrel) einen Perl-Index von unter 1 haben und damit sehr sicher sind.

Minipille vergessen – was tun?

Minipille mit Levenorgestrel (28 mini)
Vergessene Pille sofort einnehmen
Wenn die Pille mehr als drei Stunden zu spät eingenommen wurde (d.h. mehr als 27 seit der letzten Pilleneinnahme vergangen sind), ist die Verhütung nicht mehr sicher.
Du solltest für 7 Tage zusätzlich mit Kondom verhüten und
Falls Du in den letzten 7 Tagen Sex hattest (und vor allem in der Zeit zwischen der letzten „normal“ eingenommenen Pille und der zu spät eingenommen) solltest Du mit deiner Frauenärztin oder Frauenarzt Kontakt aufnehmen, ob eine Notfallverhütung gebraucht wird.

Minipille mit Desogestrel
Vergessene Pille sofort einnehmen
Wenn die Pille mehr als zwölf Stunden zu spät eingenommen wurde (d.h. mehr als 36 seit der letzten Pilleneinnahme vergangen sind), ist die Verhütung nicht mehr sicher.
Du solltest für 7 Tage zusätzlich mit Kondom verhüten und
Falls Du in den letzten 7 Tagen Sex hattest ( und vor allem in der Zeit zwischen der letzten „normal“ eingenommenen Pille und der zu spät eingenommen) solltest Du mit deiner Frauenärztin oder Frauenarzt Kontakt aufnehmen, ob eine Notfallverhütung gebraucht wird.

Minipille mit Drospirinon (Slinda):
Bei Slinda ist das Vorgehen abhängig, welche Pille im Blister du vergessen hast. Insbesondere wenn du in der ersten Woche eine Pille mehr als 24 Stunden zu spät eingenommen hast und in den letzten sieben Tagen Sex hattest, solltest Du mit einer Frauenärztin oder Frauenarzt sprechen.
Das Vorgehen beim Vergessen einer späteren Pille steht sehr genau in der Packungsbeilage.