Die Pille
Der Klassiker
Du bist experimentierfreudig im Bett (und anderswo), aber nicht bei der Verhütung? Du hast das Erste Mal vor dir und Kondome sind dir zu unsicher? Dann kann die Pille für dich eine gute Verhütung sein. Die „klassische“ Pille, ist DIE Pille, andere Namen sind Antibabypille oder Mikropille (Mikropille deswegen, weil die heutigen Präparate im Vergleich zu früher sehr wenig Östrogene erhält; Achtung: Die Minipille ist etwas anderes!)
Sie besteht aus zwei verschiedenen Hormonen, einem Östrogen und einem Gestagen. Diese beiden Hormone unterdrücken den Eisprung, weshalb die Pille – bei korrekter Anwendung - eine sichere Verhütungsmethode ist. Allerdings können durch die Hormone im Körper auch andere Nebenwirkungen auftreten, wie zum Beispiel weniger Lust auf Sex und Stimmungsschwankungen. Die Vorteile der Pille liegen in ihrer - bei richtiger Einnahme - hohen Verhütungssicherheit, weniger Periodenschmerzen, guten Zyklusstabilität und bei manchen Präparaten günstige Wirkung auf Haut und Haare; Nachteile der Pille können zum Teil gefährliche Nebenwirkungen wie das seltene Auftreten einer Thrombose oder einer Lungenembolie sein. Deswegen muss vor der Verordnung einer Pille immer eine genaue Anamnese erfolgen.
Goldene Regel der Pilleneinnahme
Die Pause darf nie länger als sieben Tage dauern! Wenn die Pause länger dauert, ist die verhütende Wirkung futsch!
Die Hauptwirkung der Pille besteht darin, dass sie den Eisprung verhindert (Ovulationshemmung). Zusätzlich wird die Gebärmutterschleimhaut, der Gebärmutterhalsschleim und die Eileiterfunktion verschlechtert, so dass -selbst wenn ein Eisprung stattfinden sollte, eine Befruchtung der Eizelle und eine Einnistung der Eizelle erschwert ist.
Der Pearl-Index, also die prozentuale Rate an Frauen, die bei einem Jahr trotz Pille schwanger werden liegt zwischen 0,03 und 4 %, das heißt von 1000 Frauen, die die Pille verwenden, werden in einem Jahr bis 40 schwanger. Warum schwankt der Pearl-Index so stark? Für die perfekte Pilleneinehmerin, die die Pille regelmäßig und korrekt einnimmt, keinen Durchfall und Erbrechen hat gilt die Versagerquote von einer Schwangerschaften pro 3000 Frauen. Bei sehr unerfahrenen Pillenverwenderin treten leichter Anwendungsfehler auf, so dass insbesondere im ersten Jahr der Pilleneinnahme die Versagerquote auf bis zu 40 Schwangerschaften pro 1000 Anwenderinnen steigen kann.
Die Pille besteht aus jeweils zwei Abkömmlingen von weiblichen Geschlechtshormonen: Östrogen und Gestagen.
Die Östrogenvariante ist bei den meisten Pillen auf dem deutschen Markt Ethinylöstradiol, gibt es Stand 2022 noch drei Pillen mit anderen Östrogenen (Östradiol, Östradiolvalerat, Estetrol). Östrogen stabilisiert vor allem die Gebärmutterschleimhaut, so dass seltener Zwischenblutungen auftreten.
Wichtig ist, dass das Östrogen für die seltenen aber schweren unerwünschten Nebenwirkungen wie Thrombose und Embolien verantwortlich ist.
Der Gestagenanteil ist für die Verhütung zuständig: Durch das Gestagen wird der Eisprung gehemmt, und u.a. auch der Gebärmutterschleim für Spermien undurchdringbar.
Es gibt verschiedene Gestagene und die Auswahl des Gestagens ist für die Anwenderin wichtig, da die Pille je nach Gestagen sich unter anderem unterschiedlich auf die Haut auswirken kann.
Die Pille ist für gesunde, junge Frauen meist gut geeignet, sie ist auch ein sicheres Verhütungsmittel für das Erste Mal. Für Frauen, die starke Menstruationsbeschwerden haben, ist die Pille oft empfehlenswert, da sich die Periodenblutung üblicherweise verringert. Bei Akne wirken bestimmte Pillen sich oft günstig auf die Haut aus.
Die Pille ist eher ungeeignet oder sogar kontraindiziert für Stillende, Frauen mit Übergewicht, Migräne oder für Raucherinnen, ebenfalls ungeeignet ist die Pille für Frauen, in deren Familie Thrombosen oder Embolien aufgetreten sind und für Frauen, die die tägliche Einnahme eines Medikaments nicht sicherstellen können.
Die klassische Pille (also ein Präparat mit einem Östrogen und einem Gestagen) nimmt frau traditionell mit einer siebentägigen Pause eingenommen wird, anschließend eine Woche Pause gemacht wird (aber wirklich nur maximal eine Woche!) und frau dann von vorne beginnt. Diese Pillen haben in ihren Packungen dann üblicherweise Blister mit 21 Tabletten (oder mit 28 Tabletten, wobei die letzten sieben dann anders gefärbt sind und keinen Wirkstoff enthalten). Die verhütende Wirkung ist an allen Tagen, auch in der Pillenpause, sichergestellt. Dennoch ist die siebentägige Pillenpause ein gewisses Sicherheitsrisiko: Wenn die Pause länger wird oder wenn die Anwenderin die letzten oder die ersten Pillen vor oder nach der Pause unzulässig einnimmt, kann es zu einem Eisprung kommen und eine ungewollte Schwangerschaft eintreten. Deswegen gibt es heutzutage auch Pillen mit dem Schema 24/4, bei dem die Packung 24 Tabletten mit Wirkstoff und nur vier (statt sieben) ohne Wirkstoff enthält. Dadurch hat die Patientin ebenso eine Blutung, das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft aufgrund einer unbeabsichtigten Verlängerung der Pillenpause ist deutlich minimiert.
Langzyklus
Vom Schema 21/7 über 24/4 ist es zum Langzyklus (sozusagen Schema 28/0) nur ein kleiner Schritt. Eine Pille im Langzyklus einnehmen bedeutet, dass frau für mehrere Monate die Pille jeden Tag nimmt, also keine Pause einlegt. Für viele Frauen wirkt das ungewöhnlich, weil dadurch keine monatliche Blutung stattfindet. Der Langzyklus hat aber viele Vorteile: Erstens ist durch das Fehlen der Pause ein Eisprung bei Vergessen einer Pille praktisch ausgeschlossen, d. h. der Langzyklus ist deutlich sicherer in der Verhütung als ein 21/0 Schema. Außerdem wird Langzyklus die Periode verhindert: Frauen mit starker Blutung oder starken Regelschmerzen oder Frauen, die an Endometriose leiden, haben damit nicht nur eine sehr zuverlässige Verhütung, sondern auch einen Schutz vor der Grunderkrankung oder vor übermäßigen Schmerzen.
Keine Angst vor dem Langzyklus!
Der Langzyklus ist die deutlich sicherere Verhütung. Dass man bei Erfindung der Pille überhaupt eine siebentägige Pause empfohlen hat, hat eher historische Gründe (siehe meinen Blogeintrag: Der Papst, die Pille und Periode).
Die folgende Information gilt nur, wenn Du im aktuellen Zyklus nur einmal die Pille vergessen hast und wenn Du eine klassische Pille nimmst, in der in jeder Tablette an allen Tagen immer die gleiche Menge Östrogen und jede Pille die gleiche Menge Gestagen enthalten ist (sogenannte Einphasenpräparate, das sind bei weitem die häufigsten Pillen). Bitte immer auch den Beipackzettel der Pille lesen. Im Zweifel immer bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt nachfragen!
Wenn Du innerhalb von 18 Stunden die vergessene Pille einnimmst und die nachfolgende zur normalen Zeit einnimmst, sollte die Verhütung gesichert sein.
Wenn Du die Pille mehr als 24 Stunden zu spät einnimmst (also 2 Pillen vergessen hast!) sind zwei Fragen wichtig:
Wann war der letzte Geschlechtsverkehr und an welchem Tag der Packung hast Du die Pille hast Du vergessen?
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War der letzte Sex vor über 7 Tagen, kannst Du durch das Vergessen der Pille nicht schwanger geworden sein (die Spermien sind dann sicher nicht mehr befruchtungsfähig).
Du musst nur überlegen, wie der Verhütungsschutz für die nächste Woche sicher ist:
Wenn Du in der ersten oder zweiten Woche die Pilleneinnahme vergessen hast (also Pillen 1 bis 14) solltest Du die Pille sofort einnehmen und beim Sex für mindestens 7 Tage noch ein Kondom verwenden.
Hast Du die Pille am Tag 15 bis 21 vergessen (dritte Woche im Blister), solltest du die Pillenpackung bis zum Ende einnehmen. Anschließen keine Pause in der Einnahme machen sondern gleich mit der nächsten Pillenpackung weitermachen. Deine Verhütung ist dann sicher und eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich. -
War der letzte Sex in den letzten 7 Tagen, kannst Du durch das Vergessen der Pille schwanger geworden sein! Jetzt ist wichtig, an welchem Tag der Pillenpackung du die Pille vergessen hast:
Pille in den ersten 7 Tagen vergessen?
- Pille Tag 1-7 vergessen (erste Woche im Blister):
Wenn Du die Pille in den ersten 7 Tagen vergessen hast, und in den letzten 7 Tagen vor der vergessenen Pille Sex hattest, ist eine Schwangerschaft nicht auszuschließen! Du solltest gegebenenfalls eine Pille danach nehmen und unbedingt mit Deiner Frauenärztin/ Frauenarzt Kontakt aufnehmen. Zusätzlich solltest Du die nächsten 7 Tage mit Kondom verhüten.
- Pille Tag 8- 15 vergessen (zweite Woche im Blister)
Bei einmaligen Vergessen der Pille in diesen Tagen kannst du sicherheitshalber noch 7 Tage mit Kondom verhüten. Eine Schwangerschaft ist sehr unwahrscheinlich.
- Pille Tag 15-21 vergessen (dritte Woche im Blister)
Du solltest die Pillenpackung bis zum Ende einnehmen. Anschließen keine Pause in der Einnahme machen sondern gleich mit der nächsten Pillenpackung weitermachen. Deine Verhütung ist dann sicher und eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich.
Während des Langzyklus beeinträchtigt das einmalige Vergessen der Pille die Verhütung nicht, außer du hast eben mit dem Langzyklus angefangen und hast eine der ersten 15 Pillen vergessen.
Die Pille ist bei gewissenhafter Einnahme ein sicheres Verhütungsmittel. Sie reduziert Periodenstärke – dauer und -schmerzen oder kann die Periode, wenn gewünscht, komplett unterbinden. Sie schützt vor unregelmäßigen Zyklen und kann die Periode verschieben (im Urlaub).
Nachteil der Pille ist, dass die Verhütungssicherheit stark von der Zuverlässigkeit der Anwenderin abhängt. Sie erhöht das Risiko für Thrombosen. Manche Frauen bekommen deutliche Stimmungsschwankungen oder verlieren die Lust (dann ist zwar die Verhütung noch besser, wenn man keine Lust auf Sex hat, aber das war nicht im Sinne der (damals leider nur männlichen) Pillenerfinder)
Pille und Thrombose
Die klassische Pille erhöht dein Risiko für schwere Nebenwirkungen im Herzkreislaufsystem. Das sind neben Thrombosen auch potentiell tödliche Embolien oder Schlaganfälle. Das Risiko, wegen einer Pille zu streben ist für gesunde Frauen ohne Vorerkrankungen extrem gering. Für Frauen, die ein höheres Grundrisiko haben (Raucherinnen, übergewichtige Frauen, Migränepatientinnen, Frauen, mit Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen oder Diabetes und Frauen, in deren Familie Gerinnungsstörungen, Thrombosen oder Embolien vorkommen) erhöht sich das Risiko deutlich und in diesen Fällen muss sehr genau abgewogen werden, ob frau eine Pille nehmen kann oder darf.
Pille und Fruchtbarkeit
Klar, wenn Du die Pille nimmst, willst Du nicht schwanger werden. Aber wie sieht es mit späterem Kinderwunsch aus? Es gibt viele Untersuchungen, dass die Fruchtbarkeit auch durch langjährige Pilleneinnahme nicht schlechter ist, auch ist das Risiko für Abgänge nach der Pille nicht erhöht im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen.
Pille und Depression
Unter Pilleneinnahme haben (insbesondere junge) Frauen ein erhöhtes Risiko, eine Depression zu entwickeln. Auch Stimmungsschwankungen sind nicht selten und sollten mit der Frauenärztin/ dem Frauenarzt abgeklärt werden.
Pille und Libido
Durch die Einnahme der Pille sinkt der Testosteronspiegel im Blut, was bei manchen Patientinnen die Lust auf Sex reduzieren kann. In diesem Fall kann eine Umstellung auf ein Präparat mit niedrigerem Östrogenspiegel oder einem anderen Gestagen erfolgen. Manchmal kann auch das Absetzten der Pille und eine andere Verhütungsart sinnvoll sein. Oft sind aber auch Stress und Partnerschaftsprobleme ursächlich für den Libidoverlust.
Pille und Krebs
Es gibt zahlreiche Untersuchungen zur Frage, ob die langjährige Einnahme der Pille Krebs verursachen oder begünstigen kann. Dabei zeigen sich bei Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs leichte Risikoerhöhungen, während bei Eierstockkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs und Darmkrebs das Risiko durch Pilleneinnahme sinkt.