Hormonspiralen

Es muss nicht immer Kupfer sein

Du bist Jamie Bond, die nächste 007, im kommenden Blockbuster „Keine Zeit zu verhüten“? Verlierst zwischen den Flügen im Privatjet und dem Ausbruch aus einem nigerianischen Gefängnis zwar nie die Contenance aber öfter mal die Pillenpackung? Brauchst keine Periode aber eine gute Verhütung, weil du am Ende immer mit einem schnuckeligen Agenten auf einer Yacht liegst? Dann kommt für Dich die Hormonspirale in Frage.

Halt! Dein Job ist viel härter, denn Du stehst als Mutter zwischen der Milchschnittenmafia der zweiten Klasse und den MILF-Vorstellungen Deines Mannes (der leider nicht wie ein Geheimagent aussieht)? Auch dann ist die Hormonspirale sinnvoll, da sie sehr gut verhütet, frau mehrere Jahre nicht an Verhütung denken muss und die Periode wegfällt.

Wie wirkt die Hormonspirale?

Die Hormonspirale wird in der Praxis der Frauenärztin/ des Frauenarztes in die Gebärmutter eingelegt. Sie hat eine Ankerform (da freut sich der Fruchtwasserkapitän😊) und hält durch diese Form in der Gebärmutterhöhle. Die Spirale enthält -je nach Produkt- eine unterschiedliche Dosis Levonorgestrel. Dieses Hormon ist ein Gestagen, das auch in normalen Pillen und Minipillen vorkommt und den Gebärmutterhalsschleim für Spermien undurchdringlich macht. Zusätzlich bewirkt es auch, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nur gering aufbaut, weswegen die Verhütung sehr sicher ist und die Periode meist deutlich geringer ausfällt bzw. ganz unterbleibt.

Wer profitiert von der Spirale?

Die Hormonspirale ist für Frauen, die eine längerdauernde und sichere Verhütung mit nur geringer Hormondosis haben wollen gut geeignet. Sie ist für Frauen geeignet, die die Pille öfter mal vergessen haben und sie ist für Stillende gut geeignet. Auch Frauen, die unter einer starken Blutung leiden, zum Beispiel nach mehreren Geburten oder vor der Menopause, profitieren in der Regel von der Spirale.

Sie ist nicht optimal für Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern (außer, wenn die Spirale das Backup eines Kondoms ist), da durch die Spirale Geschlechtskrankheiten verschlimmert werden können. Sie ist meist keine Verhütung für das erste Mal. Wenn Frauen anatomische Veränderungen der Gebärmutter haben (zum Beispiel Myome) kann die Spirale unter Umständen leichter rausfallen

Auch der Frauenarzt profitiert von der Hormonspirale, das Einlagen von Spiralen ist finanziell lukrativ. Das sollte aber für die Frauenärztin/ Frauenarzt kein Grund sein, einer Patientin eine Spirale „aufzuschwatzen.“ Ich verweise hier z.B. auf die Dokumentation „Befleckte Verhütung - Das Geschäft mit der Hormonspirale“ vom Bayerischen Rundfunk. Dennoch ist es aber so, dass Spiralen für viele Frauen sehr gute Verhütungsmittel sind, so schreibt z.B. John Guillebaud -ein englischer „Verhütungspapst“: „The LNG-IUS ticks most of the boxes in a standard list of criteria for an ideal contraceptive – though clearly not all.“- Die Hormonspirale erfüllt die meisten Bedingungen, die man an ein ideales Verhütungsmittel stellen würde – aber natürlich nicht alle.

Vor und Nachteile, Sicherheit

Vorteile
Die Hormonspirale bietet eine extrem sichere Verhütung. Sie hält je nach Modell 3 bis 6 Jahre. Die Periodenblutung wird oft deutlich geringer (und weniger schmerzhaft) oder fällt komplett aus. Frauen, die eine Kontraindikation gegen die Pille haben, können in der Regel dennoch eine Hormonspirale nehmen. Das Hormon wirkt lokal in der Gebärmutter, es wird nur eine sehr geringe Menge ins Blut abgegeben, die Frauen haben zum Großteil weiterhin einen Eisprung und einen Zyklus (nur ohne Blutung, weil sich die Schleimhaut nicht aufbaut und deswegen nicht abbluten muss). Medikamente beeinflussen die Wirkung der Hormonspirale nicht.

Nachteile
Häufig treten bei Frauen in den ersten Monaten nach der Einlage Zwischenblutungen auf. Einige Frauen stört das Ausbleiben der Regel. Der (insgesamt sehr geringe) Übertritt der Hormone ins Blut kann bei einigen Frauen zu (ungefährlichen) Eierstockzysten führen, in seltenen Fällen klagen Frauen über depressive Verstimmung, Libidoverlust oder Akne. Da nach den ersten Monaten die im Blut (ohnehin sehr geringe) nachweisbare Dosis sinkt, gehen diese Beschwerden oft vorüber.
Da die Einlage über die Scheide erfolgt, ist sie nicht für das Erste Mal geeignet oder für Frauen, die eine gynäkologische Untersuchung nicht oder sehr schwer tolerieren (Hier kann allerdings die Einlage eventuell in Kurznarkose erfolgen). Bei 5% der Frauen kann die Spirale verrutschen und löst sich von selbst oder muss von der Frauenärztin entfernt werden; und bei jeder 1000. Anwenderin verrutscht die Spirale durch die Gebärmutter in den Bauchraum und muss mit einer Bauchspieglung in Vollnarkose operativ entfernt werden. Selten muss auch eine normal liegende Spirale nach der Liegedauer durch eine kleine Operation ohne Bauchschnitt aus der Gebärmutter entfernt werden.

Sicherheit
Der Pearl-Index liegt bei 0,2 pro 100 Frauen. Damit gilt die Methode als extrem sicher. Versagerquote beruht oft darauf, dass die Spirale verrutscht oder rausfällt. Zur Sicherheit kann frau in den ersten Monaten nach der Einlage den sogenannten Rückholfaden tasten: Dieser dünne Faden befindet sich am Ende der Scheide und ragt etwas 2-3 cm aus dem Muttermund (nicht aus der Scheide). Bitte nur tasten und berühren, nicht daran ziehen!

Faden-Fummelei

Vorsichtiges Überprüfen des Fadens durch Tasten und Berühren versichert Dir besonders in den ersten Monaten, dass die Spirale nicht rausgefallen ist. Aber nur berühren, nie daran ziehen, am Anker zieht man auch nur nach Befehl des Kapitäns!

Tampons und Menstruationstasse

Prinzipiell sind auch bei Spiralen Tampons und Cups zur Regelversorgung möglich. Tampons können ab der dritten Periode nach der Einlage verwendet werden.
Menstruationstassen erhöhen das Risiko, dass die Spirale verrutscht. Dennoch können Sie auch verwendet werden, wenn man folgende Hinweise beherzigt:

  • Die Tasse sollte möglichst wenig tief eingeführt werden.
  • Vor dem Rausziehen den Unterdruck der Tasse lösen.
  • Den Rückholfaden nach der Entfernung der Tasse überprüfen.

Tassen-Tip

100% Sicherheit gibt es nicht (Stichwort Titanic!) Wenn Du überlegst, eine Menstruationstasse zu verwenden, solltest Du schon vorher den Faden gut spüren, damit Du ein versehentliches Herausziehen (und damit die fehlende Verhütung) bemerkst.

Wie funktioniert die Einlage?

Die Spirale wird üblicherweise in der Praxis deines/ deiner Gynäkologin gelegt. In seltenen Fällen kann die Einlage auch unter Narkose im Krankenhaus erfolgen (auf Wunsch).
Zur Einlage erhält die Patientin Medikamente, die den Gebärmutterhals etwas erweitern und die Schmerzen lindern.
Einlage erfolgt in den ersten 7 Zyklustagen (bei einem 28-Tage-Zyklus).
Die Einlage erfolgt auf dem Gynäkologischen Stuhl und dauert ca. 5 Minuten und fühlt sich wie eine schmerzhafte gynäkologische Untersuchung an. (Ja, der Fruchtwasserkapitän als Mann hat da gut reden, wirst du dir denken!).
Anschließend erfolgt eine Ultraschallkontrolle, ob die Spirale gut liegt.

Und wenn die Spirale gelegt ist, wann kann ich loslegen? Du solltest mindestens drei Tage keinen Sex haben, besser sogar sieben.

Präparate - Dosis im Vergleich zur Pille

In Deutschland zugelassen sind folgende Präparate (Angegeben sind die Menge an Levonorgestrel, die Dauer der Verhütung/ Liegedauer und die Größe)

  • Mirena 52mg, 6 Jahre 32 x 32 mm
  • Levosert 52mg 5 Jahre 32 x 32 mm
  • Kyleena 19,5mg, 5 Jahre 28 x 30 mm
  • Jaydess 13,5mg 3 Jahre 28 x 30 mm

Mirena und Levosert setzten die höchste Dosis an Hormonen frei, sind auch in ihren Abmessungen größer, damit hat frau einen höheren Bluthormonspiegel, aber auch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Periode komplett ausbleibt; sie sind deswegen insbesondere für Frauen interessant, die unter starken Periodenblutungen leiden.

Kyleena und Jaydess sind kleinere Spiralen und damit auch gut für junge Frauen geeignet, die noch nicht entbunden haben. Auch diese kleineren Spiralen (manchmal auch „Verhütungsschirmchen“ genannt) vermindern die Blutung , allerdings meist nicht so zuverlässig und stark wie Mirena und Levosert.

Hormonabgabe im Vergleich
Nun mal Butter bei die Fische, wie wir Kapitäne sagen. Wieviel Hormon ist wo drin?
Hier habe ich eine kleine Aufstellung von Präparaten, die jeweils Levonorgestrel zur Verhütung nutzen. Angegeben ist die tägliche Hormondosis

  • Klassische Pille (niedrig dosiert): 0,1mg
  • Klassische Pille (höher dosiert): 0,15mg
  • Minipille: 0,03mg
  • Pille danach: 1,5mg
  • Mirena: 0,010-0,020mg
  • Kyleena: 0,007-0,018mg
  • Jaydess 0,005-0,014mg

Bei den Spiralen ist die Abgabe jeweils in die Gebärmutter, davon geht nur ein Bruchteil ins Blut, so dass die Blutspiegel bei Mirena und Levosert etwas 15% der Minipille und bei Jaydess nur es ca. 5% der Minipille entsprechen. In anderen Worten: Eine Pille danach hat soviel Levonorgestrel, wie niedrig dosierte Spiralen in 250 Tagen in die Gebärmutter freisetzen, wovon aber nur eine kleiner Bruchteil überhaupt ins Blut gelangt.